Birgit Matejka Werner Stingl Ralf Schlenger Dr. Ina Schicker Dr. Ulrich Scharmer

Achtsamkeit und Humor

Das Immunsystem des Geistes (Michael Stefan Metzner)

"Sie haben jetzt also die Wahl, das Buch entweder in die Ecke zu pfeffern, zu verschenken bzw. - wenn es Winter ist - in thermische Energie zu verwandeln oder: weiterzulesen..." Ich empfehle unbeding, die letzte der vier, vom Autor vorgeschlagenen Optionen zu wählen und weiterzulesen. Dass das auch nach einem stessigen Arbeitstag nicht schwer fällt, dafür sorgt die wunderbar leichte, aber dennoch keineswegs oberflächliche Art, in welcher der Psychologe und Psychotherapeut Michael Stefan Metzner erklärt, was Achtsamkeit mit Humur zu tun hat und weshalb das eine ohne das andere nicht denkbar ist. 

Der Autor zeigt unter anderem Wege aus der Grübelfalle auf, macht sich Gedanken über "guten" und "schlechten" Humor, begibt sich auf eine Reise durch das Menschliche Gehirn und widmet sich ein Kapitel lang einem weit verbreiteten Phänomen: dem Narzissmus. Aber Achtung, wer sich nun entspannt zurücklehnt, weil er nicht zu jenen "arrogante Säcken" gehört, die sich aufplustern und andere abwerten müssen, um sich weniger klein und minderwertig zu fühlen, ist noch lange nicht auf der sicheren Seite. Denn auch "Hinten-Ansteher", also diejenige, die sich und ihre Bedürfnisse aus Rücksicht auf andere immer zurücknehmen, sind im Grunde ebenfalls Narzissten, wenn auch in einer gutartigen Ausprägung. Denn sie beziehen ihren Selbstwert aus der Größe ihres Heiligenscheins. Der Autor muss es wissen, ist er doch, der eigenen Beschreibung nach, zeitweise selbst in diese Falle getappt.

Metzner belegt seine Behauptungen immer wieder mit aktuellen Forschungsergebnissen und demonstriert hanhand einfacher Alltagsbegebenheiten wie sich unser Fokus in Stress-Situationen verengt und uns allzu häufig daran hindert kreative Lösungen für unsere Probleme zu finden. Um seinen Lesern vor Augen zu führen, wie wenig ihre Wahrnehmung häufig der  Realität zu tun, schildert er, wie er eines Tages auf offener Straße und völlig unvorbereitet, durch einen heftigen Schlag zu Boden ging und wie er sich, überzeugt von einem gefährlichen Angreifer niedergeschlagen worden zu sein, nach dem Aufstehen einem harmlosen Laternepfahl gegenüber sah.

Mit solchen Anekdoten und locker eingestreuten Randbemerkungen sorgt der gebürtige Rosenheimer  bei seinen Lesern immer wieder für die nötige humorvolle Distanz und verschafft ihnen so die Möglichkeit, auch über die eigenen Unzulänglichkeit zu schmunzeln. Am Ende gibt Metzner seinen Lesern noch einige praktische Übungen und Tipps für den Alltag mit auf den Weg und man beginnt dabei zu ahnen, dass der Weg zu mehr Heiterkeit und Gelassenheit viel Geduld und Durchhaltevermögen erfordert...

(Autorin der Rezension: Birgit Matejka)